2024/08: LK OÖ: Honigernte 2024: zufriedenstellendes Jahr für die Imkerei

Die Marktsituation bei Honig ist aufgrund der niedrigen Preise herausfordernd
Das Honigjahr 2024 blieb bis zum Ende spannend: je nach Standort und Wetterlage konnten zufriedenstellende Blütenhonigerträge vorrangig bei Raps und Linde eingefahren werden. Es gab reichlich Waldtracht, jedoch leider vielerorts ausschließlich sognannten „Melizitosehonig“, was aufgrund von dessen Zähigkeit und Festigkeit für Imkerinnen und Imker erhebliche Arbeit bedeutete und den Waldhonig schwer schleuderbar machte.
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Bienen im Flug: Das dynamische Treiben rund um den Bienenstock © Bienenzentrum OÖ
Oberösterreich zeichnet sich durch vielfältige Landschaften und unterschiedliche Klimabedingungen aus. „Aus diesem Grund variierte die Honigernte bei den rund 8.600 Freizeit-, Nebenerwerbs- und Berufsimkern stark, ist aber grundsätzlich zufriedenstellend. Die außergewöhnlichen Wetterbedingungen zeigen, wie wichtig die Flexibilität der Imkerinnen und Imker ist“; erläutern Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ und Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.
 
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Die Bienenwanderbörse verbindet Bienenvölker und landwirtschaftliche Kulturen © Bienenzentrum OÖ
Die Vegetation war durch die frühlingshaften Temperaturen Ende März/Anfang April etwa zwei Wochen voraus. Das gleichzeitige Blühen vieler Trachtpflanzen verursachte, dass die Honigbienen in einer kurzen Zeitspanne große Mengen an Nektar und Pollen sammelten. Die Imkerinnen und Imker mussten zügig handeln, um den Honig rechtzeitig zu ernten. Nach einem frühen Start folgte nasses und kaltes Wetter. Die Bienenvölker entwickelten sich aber auch nach diesem Kälteeinbruch gut weiter.
 
Winterlinden honigten 2024 überdurchschnittlich: Honigbiene auf einer Lindenblüte © Frühwirth
Winterlinden honigten 2024 überdurchschnittlich: Honigbiene auf einer Lindenblüte © Frühwirth
„Insgesamt ist die Imkerschaft mit der Frühjahrsernte zufrieden und die Qualität des Honigs ist sehr gut. Überrascht hat viele Imkerinnen und Imker trotz des teilweise regionalen Starkregens eine überaus zufriedenstellende Lindenhonigtracht. Imker-Auskünften zufolge sorgten die Winterlinden vielfach für Tageszunahmen pro Bienenvolk zwischen drei bis fünf Kilo“, so Waldenberger und Langer-Weninger.

Herausfordernde Marktsituation – beim Kauf auf heimische Herkunft achten

Allerdings stellt der Markt vor allem die Berufsimkerei, die ihre Produkte über den Handel und weniger über die Direktvermarktung verkauft, vor große Herausforderungen. „Blütenhonig kann aufgrund schlechter Preise im Inland kaum verkauft werden und Waldhonig ist heuer oft nicht schleuderbar. Die Lage ist ernst: Viele Imkerinnen und Imker sind gezwungen, ihren Honig zu horten, was auf Dauer finanziell nicht tragbar ist“, führt Wolfgang Pointecker, Präsident des österreichischen Erwerbsimkerbundes, aus.
 
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Die Honigernte war heuer in OÖ prinzipiell zufriedenstellend. Herausfordernd ist für viele Imker die Marktsituation. Bienenzentrum OÖ © Archiv
Agrar-Landesrätin Langer-Weninger und LK OÖ-Präsident Waldenberger sind sich einig: „Nur durch den Kauf österreichischen Honigs können Familienbetriebe erhalten und die Bestäubungsleistungen der Bienen gesichert werden. Es ist schwer, gefälschten Honig zu erkennen. Konsumentinnen und Konsumenten sind daher auf die Kennzeichnung angewiesen. Nur die Bezeichnungen ,Österreichische Landwirtschaft‘ und ,Ursprungsland: Österreich‘ garantieren Authentizität. Wir fordern die Konsumenten auf, auf diese Herkunftskennzeichnung zu achten. Wenn jeder nur ein Kilogramm heimischen Honigs pro Jahr konsumiert, wäre das ein bedeutsames Zeichen der Wertschätzung für die Arbeit der heimischen Imkerinnen und Imker sowie für die Natur.“
 
Honigtau und Fichtenrindenläuse auf Fichtennadeln © Frühwirth
Honigtau und Fichtenrindenläuse auf Fichtennadeln © Frühwirth

Regionales Vorkommen an Melizitosehonig

In vielen Regionen Oberösterreichs war der Waldhonig heuer besonders zäh und hart, bekannt als Melizitosehonig. Dies stellt die Imker vor große Herausforderungen beim Schleudern. Vor allem in den waldreichen Gebieten des Mühlviertels, des Korbernaußerwaldes und des Salzkammerguts herrschten optimale Bedingungen für die Entstehung von Melizitosehonig. Dieser Honig entsteht durch Rindenläuse an Fichten, die Melizitose produzieren, einen Dreifachzucker im Honigtau. Die Verarbeitung von Melizitosehonig ist eine besondere Herausforderung, weil dieser Honig bereits in den Waben kristallisiert und eine besonders feste Konsistenz annimmt. „Diese Eigenschaft erschwert das Schleudern erheblich und 80 Prozent des Waldhonigs können in den Waben verbleiben“, erklärt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger.
 
In vielen Regionen Oberösterreichs war der Waldhonig heuer besonders zäh und hart, be-kannt als Melizitosehonig.jpg
In vielen Regionen Oberösterreichs war der Waldhonig heuer besonders zäh und hart, bekannt als Melizitosehonig © Frühwirth
Alternativ zum Schleudern kann der Honig aus den Waben gepresst werden. Die Pressarbeit für den Honig erfordert spezielle Pressen. Trotz dieser Schwierigkeiten bietet Melizitosehonig zahlreiche Vorteile: Er ist reich an Mineralstoffen und zeichnet sich durch einen intensiven, charakteristischen Geschmack aus. Zudem lässt er sich hervorragend zu Honigwein oder Honigessig weiterverarbeiten.
 
„In Regionen, die fast ausschließlich Waldhonig hervorbringen, sind die Imkerinnen und Imker stark auf diesen angewiesen, wobei heuer die Erträge in manchen dieser Gebiete eher gering ausfallen. In anderen Regionen, wo sowohl Blütenhonig als auch Waldhonig geerntet wird, war die Blütenhonigernte dieses Jahr besonders reichlich“. erklärt Herbert Vitzthum, Präsident des OÖ. Landesverbandes für Bienenzucht.
 
 
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Bienenflug im Raps © Elisabeth Lanzer

Raps ist für die Erwerbsimkerei unverzichtbar

Der überwiegende Teil des Blütenhonigs stammt vom Raps, der heuer besonders gut „gehonigt“ hat. Raps ist eine der wichtigsten Trachtpflanzen für die Imkerei.
 
„Raps ist ein Multitalent. Er lockert und verbessert den Boden und bietet Bienen sowie anderen blütenbestäubenden Insekten wertvolle Nahrung. Nach der Obstblüte, die aufgrund des hohen Eigenbedarfs der Bienen nicht als Honig geerntet werden kann, ist die Rapsblüte die erste nutzbare Tracht. Bei gutem Wetter sind hier große Erntemengen möglich. Rapshonig ist bei den Kunden besonders beliebt, da er aufgrund seiner feinen Kristallisation ideal zur Herstellung von Cremehonig geeignet ist“, erläutert Langer-Weninger.
 
 
„Wenn in der näheren Umgebung der Bienenvölker keine Raps- oder Waldtracht zu erwarten ist, ist eine nennenswerte Honigernte in Oberösterreich nicht möglich. Der Rapsanbau ist für die Wirtschaftlichkeit der Erwerbsimkerei unverzichtbar", betont Pointecker. Die enge Zusammenarbeit zwischen Imkerei und Landwirtschaft über die Bienenwanderbörse, bei der Imkerinnen und Imker über geeignete Standorte informiert werden, ist daher essenziell. www.bienenwanderboerse.at
 
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Team Bienenzentrum OÖ © Fritscher/LKOÖ

Bienenzentrum Oberösterreich - biene.biodiversität.bildung

Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Themen Bienen und Honig ist das Bienenzentrum OÖ. Es ist eine unabhängige Informations- und Wissensdrehscheibe, die Akteurinnen und Akteure aus den Bereichen Bienen- und Landwirtschaft, Bildung, Natur- und Umweltschutz sowie Wissenschaft miteinander vernetzt.
 
Ein wichtiges Ziel ist es Nahrungsgrundlagen für Wildbienen, Honigbienen und blütenbestäubende Insekten zu fördern und zu steigern. Zum Erreichen dieser Ziele setzt das Bienenzentrum auf Kooperation, Information, Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch mit allen Beteiligten. Alle Informationen zum das Bienenzentrum Oberösterreich finden Sie auf der Homepage www.bienenzentrum.at.
 

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