2022/07 Land OÖ: Honigernte 2022 – Ein Imkerjahr spannend bis zum Schluss
„Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen! Man weiß nie, was man bekommt. Dieses Filmzitat passt auch gut zum Honigjahr 2022. Das Imker-Jahr startete vielversprechend und die Imkerinnen und Imker begannen zeitig zu planen und ihre Honigernten zu kalkulieren. Die Erträge waren vor allem beim Blütenhonig sehr gut. Bei der Waldhonig-Ernte gab es große, regionale Unterschiede. Zudem endetet die Imker-Saison abrupt und zwei bis drei Wochen früher als in einem normalen Jahr“, bilanzieren Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger und Oberösterreichs Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.
Das Honigjahr 2022 im Rückblick
Oberösterreichs Bienenvölker starteten aufgrund geringer Winterverluste zahlreich in die Honigsaison. Nach einem durchwachsenen April führten immer wieder Temperaturen um die 20°C sowie die relativ hohe Luftfeuchtigkeit im Mai zur optimalen Nektarsekretion bei Raps, Obstbäumen, Sträuchern und Blütenpflanzen.
„Im Zusammenhang mit dem Rapsanbau sei erwähnt, dass im Frühjahr die Rapsbäuerinnen und -bauern entgegen den schlechten Voraussetzungen im Herbst 2021 eine positive Entwicklung verzeichneten. Aufgrund eines geringen Schädlingsdruckes durch den Rapsglanzkäfer wurden kaum Insektizide ausgebracht. Während der Rapsblüte herrschten ideale Wetterbedingungen – der Boden enthielt ausreichend Feuchtigkeit und warme Sonnenstunden dominierten diese Periode“, führt Kammerpräsident Franz Waldenberger im Hinblick auf die sehr begehrte Trachtpflanze aus.
Die frühe Entwicklung der Honigtauerzeuger-Populationen ließ die oberösterreichischen Imkerinnen und Imker auf eine großartige Waldhonigernte hoffen. Vielerorts verzeichneten sie schon früh im Jahresverlauf Waldhonig-Einträge. Dauerregen sowie Starkregen mit Sturm unterbrachen in manchen Regionen die Waldtracht, in anderen beendeten sie teilweise frühzeitig die Saison.
Welche Honigmengen konnten geerntet werden?
„Sowohl in den intensiven Ackerbaugebieten mit Schwerpunkt Raps als auch in den Grünlandgebieten mit Obst- und Blühpflanzen freuten sich die Imkerinnen und Imker über einen guten bis sehr guten Honigertrag. Einträge bis zu 30 kg Blütenhonig pro Bienenvolk konnten erzielt werden, sodass die leeren Blütenhoniglager aufgefüllt wurden. Beim Waldhonig sind regional große Unterschiede zu verzeichnen - bei einigen blieben die Honigtöpfe entgegen den Erwartungen fast leer“, fasst Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger die Honigbilanz 2022 zusammen.
Unterschied zwischen Blüten- und Waldhonig
„Während die Bienen beim Blütenhonig in erster Linie Blütennektar sammeln, nehmen sie beim Waldhonig Honigtau von Honigtauerzeugern verschiedener Bäume auf. Beide Formen werden erst durch die vielen fleißigen Stockbienen im Bienenvolk durch Umtragen, Hinzufügen von Enzymen und Entziehen von Wasser und das abschließende Verdeckeln durch Bienenwachs zu Honig“, erklärt Karl Neubauer vom Bienenparadies Neubauer. Für Honiggenießerinnen und -genießer unterscheiden sich die Honige in Aussehen, Geschmack und Konsistenz.
Sortenbezeichnungen sind im Sinne der Honigverordnung nur zulässig, wenn neben dem sortenspezifischen Geschmack und Aussehen ein entsprechender Anteil an Pollen und anderen Sedimentbestandteilen nachweisbar ist. Eine entsprechende Analyse und Untersuchung nehmen spezielle Labore vor.
Honigmenge: Welche Einflussfaktoren spielen eine Rolle?
In erster Linie produziert ein gesundes und starkes Bienenvolk mehr Honig als ein krankes und schwaches. Die Imkerinnen und Imker achten auf eine nach dem Stand der Wissenschaft fachgerechte Völkerführung.
Nachstehende Faktoren entziehen sich jedoch dem Einflussbereich der Imker: Die Nektarmenge der Pflanze zum Blühzeitpunkt beeinflusst die Honigmenge beim Blütenhonig. Pflanzengesundheit, Temperatur und Luftfeuchtigkeit (April bis Juni) wirken sich auf die Nektarabsonderung aus.
Beim Waldhonig hängt ein erfolgreicher Ertrag (Juni bis Juli) von der Besiedelung durch Honigtauerzeuger, von feuchtwarmen Witterungsverhältnissen und hoher Bodenfeuchtigkeit ab. Dauerregen oder plötzlicher Starkregen in Kombination mit Sturm können die Tracht unterbrechen beziehungsweise sogar schlagartig beenden.
Bedeutung des frühen Imkersaisonendes
Den meisten Imkerinnen und Imkern ist in diesem Jahr gemein, dass für sie die Imkersaison entweder aufgrund des Totalausfalles der Waldhonigtracht oder wegen des witterungsbedingten frühzeitigen Abbruchs der Waldtracht zwei bis drei Wochen früher endete. Das bedeutet, dass die Bienenvölker mangels alternativen Nektarangebotes bereits früher gefüttert werden müssen. „Idealerweise erblühen bereits jetzt Winterbegrünungen als Nektar- und vor allem Pollenlieferanten für die Versorgung der Bienen. Die Bodenbewirtschaftende Landwirtinnen und Landwirte sowie Imkerinnen und Imker sollen sich im Hinblick auf die angebauten Pflanzenarten und den Blühzeitpunkt von Winterbegrünungen noch enger absprechen“, empfiehlt Ackerbauer und Imkermeister Karl Neubauer.
Außerdem resultiert aus dem früheren Saisonschluss ein geringer Honigertrag. Zuletzt deckte die heimische Produktion ca. 44 Prozent des Bedarfs der Österreicherinnen und Österreicher ab. „Aufgrund der geringen Waldhonigernte und den allgemeinen Preissteigerungen ist mit einer Honigpreiserhöhung zu rechnen“, hält Ingrid Schmaranzer, Vertreterin des Erwerbsimkerbundes und Fachbeiratsmitglied des Bienenzentrums OÖ fest.
Honig aus der Region – Bitte zugreifen!
„Bei heimischem Honig handelt es sich um ein qualitativ hochwertiges und unverfälschtes Lebensmittel. Die Produktpallette ist vielfältig und spiegelt die regionale Vielfalt unseres Landes wieder. Das Angebot an Nektar, Pollen und Honigtau ist nirgendwo gleich und so schmeckt auch der Honig von Ort zu Ort anders. Diese Vielfalt lädt zum Verkosten und Genießen ein“, erklärt Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger, die weiters ausführt: „Sich durch den Honig unserer Heimat zu kosten, macht doppelt Sinn: Zum einen ist Genuss garantiert und zum anderen steigt die Wertschöpfung in der Region!“
„Honig aus der Region unterstützt aber nicht nur die heimischen Imkerinnen und Imker sowie die Honigbiene, darüber hinaus ist er nachhaltig, verbessert die CO2-Bilanz, sorgt für mehr Biodiversität und trägt wesentlich zur Bestäubung landwirtschaftlicher Kulturen bei“, erklärt Kammerpräsident Franz Waldenberger.
Honig aus Österreich – Woran ist er zur erkennen?
Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kann nur mit Hilfe eines sehr aufwändigen analytischen Verfahrens in ausgewählten Laboren die Herkunft eines Honigs genauestens ermittelt werden.
„Entsprechend der Honigverordnung ist auf dem Etikett das Ursprungsland, in dem bzw. sind die Ursprungsländer, in denen Honig erzeugt wurde, anzugeben. Daraus folgt, dass die Bezeichnungen „Österreichische Landwirtschaft“, „Ursprungsland: Österreich“ auf die Herkunft aus Österreich hinweisen. Selbst die Angabe „Österreichischer“ bei „Österreichischer Honig“ wird als Angabe des Ursprungslandes üblicherweise toleriert. Die rot-weiß-rote Fahne sowie die Aufschrift „abgefüllt in Österreich“ führt Konsumentinnen und Konsumenten hingegen oft in die Irre, denn bei derart etikettierten Produkten handelt es sich in der Regel nicht um Österreichischen Honig “, erläutert Ingrid Schmaranzer, Vertreterin des Erwerbsimkerbundes und Fachbeiratsmitglied des Bienenzentrum OÖ.