2021/04 Land OÖ: Futterquellen für einen guten Start ins Bienenjahr, Raps und Linde
Imkerei im Aufschwung
Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger hinzu.
ImkerInnen, die diesen Beruf erwerbsorientiert ausüben, also einen wesentlichen Teil des Familieneinkommens aus der Bienenhaltung bestreiten, machen nur einen kleinen Teil der Gesamtzahl aus. Als Erwerbsimker gelten in Österreich laut Definition Betriebe ab 50 Bienenvölkern. Agrar-Landesrat Hiegelsberger: „In Oberösterreich gibt es geschätzte 300 - 400 erwerbsorientierte Betriebe. Davon leben wiederum nur wenige ausschließlich von der Arbeit mit den Honigbienen.“
Raps: eine wertvolle Ackerkultur und Bienentrachtpflanze
Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger. Bienen und blütenbestäubende Insekten helfen durch ihre Blütenbesuche, den Ertrag bei vielen Obst- und Ackerbaukulturen wie Raps abzusichern und stellen einen wichtigen Teil eines vielfältigen Ökosystems dar. Rund 70 Prozent des Samenansatzes vom Raps erfolgt durch Selbstbestäubung oder wird durch den Wind fremdbestäubt. „Der Raps ist ein Paradebeispiel dafür, wie sich Landwirtschaft und Imkerei gegenseitig stärken. Durch den Einsatz von Honigbienen und blütenbestäubenden Insekten ist bei optimalen Bedingungen eine Steigerung des Körnerertrags von durchschnittlich 25 - 30 Prozent zu erwarten. Daraus ergibt sich ein Potenzial von geschätzten 700 Kilogramm pro Hektar Kornertrag und somit erhöhte Ölerträge für die Landwirte“, informiert Agrar-Landesrat Hiegelsberger. „Leider kehren aber immer mehr LandwirtInnen den Raps den Rücken“, informiert der Landesrat. „In Österreich haben sich die Rapsflächen von 58.000 ha (2013) auf 31.000 ha (2020) beinahe halbiert. In Oberösterreich sind es aktuell circa 7.000 ha Rapsflächen“, so Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger.
Honigbienen lieben die Rapsblüten, da sie sehr reich an hochwertigem Eiweiß (Pollen) und zuckerreichem Nektar (Kohlenhydrate) sind. „Insbesondere für ErwerbsimkerInnen ist der Raps eine Bienentrachtpflanze von unverkennbarem Wert. Die Wanderung mit Bienenvölkern in den Raps trägt in dreierlei Hinsicht zum wirtschaftlichen Auskommen der erwerbsorientierten Imkereien bei. 1.) hoher Honigertrag 2.) starke Bienenvölker für Folgetrachten und 3.) starke Völker zur Völkervermehrung“, ist Mag. Elisabeth Lanzer, Erwerbs- und Bestäubungsimkerin aus dem Bezirk Vöcklabruck, überzeugt. „Bei optimalen Bedingungen sind Honigerträge von 20 bis 30 kg pro Bienenvolk zu erwarten. Für die Bestäubung werden 7- 9 Bienenvölker pro Hektar empfohlen. Zur optimalen Trachtausnutzung können bis zu 15 Völker pro Hektar aufgestellt werden“, informiert Lanzer.
Der Raps steht aktuell in weiten Teilen Oberösterreichs vor der Blüte. „Wir hoffen sehr auf eine ertragreiche Blüte und warme Flugwettertemperaturen. Die Kälteeinbrüche der letzten Wochen hemmten einerseits die Entwicklung der Bienenvölker, andererseits bestand ein erhöhter Futterbedarf aufgrund der vorhandenen Bruttätigkeit, sodass teils mit Futterteig notgefüttert werden musste“, berichtet Lanzer.
Webinar „Wir fliegen auf Raps“ am 27.04.2021
„Veranstaltungen wie das morgige Webinar ‚Wir fliegen auf Raps‘ sind unbedingt notwendig, damit alle Beteiligten die Möglichkeit haben, ihre Anliegen und Perspektiven zu schildern. Durch den gemeinsamen Diskurs können bestmögliche Maßnahmen für alle Beteiligten gesetzt werden“, ist Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger überzeugt.
Linde: Ein Sommer-Bienen-Baum tritt vor den Vorhang!
Ebenso ist die Linde eine der wichtigsten Bienen-Bäume in der heimischen Flora. Zu einer Jahreszeit, wo in vielen Teilen der Landschaft kaum mehr Pflanzen in großer Zahl blühen, können Linden den Honigbienen und blütenbestäubenden Insekten Nektar im Überfluss bieten. „Wertvoll ist die Linde als Bienenweide, da die Honigbienen während der Läppertracht auch im Hochsommer mit hohen Nektarmengen versorgt werden. Ab Ende Mai ist Honigtau, den die Lindenzierlaus absondert, als glänzender, klebriger Belag auf der Blattoberseite zu sehen. Aufgrund des hohen Zuckergehaltes ist der Linden-Honigtau als Energiequelle für Honigbienen und andere Insekten von großer Bedeutung“, erklärt Petra Haslgrübler.
Die Lindenblüte ist meist Teil des Sommerblütenhonigs. „Sommerblütenhonige mit einem Anteil an Lindenblüten zeichnen sich mit einem aromatischen, angenehm milden Geschmack aus und sind sehr begehrt. Wahre Spezialitäten sind der reine Lindenblütenhonig aus dem Nektar der Lindenblüte mit seiner hellgelben- grünlichen Farbe und der Lindenhonig aus Honigtauhonig mit seiner dunkelgelben- orangen Farbe“, fügt Elisabeth Lanzer hinzu: „Deshalb sollte die Linde auch aufgrund ihres Beitrages zur Sicherung der Nahrungsgrundlagen unserer Honigbienen und blütenbestäubenden Insekten geschätzt werden“, betont Elisabeth Lanzer.
„Die Broschüre Die Linde – Plädoyer für einen Bienenbaum von DI Peter Frühwirth versteht sich als Aufruf, den Sommer-Bienen-Baum Linde wieder verstärkt ins individuelle und öffentliche Bewusstsein zu rücken“, so Petra Haslgrübler. Die Broschüre kann über das Kundenservice der Landwirtschaftskammer OÖ (kundenservice@lk-ooe.at bzw. 050 6902-1000) oder über das Bienenzentrum OÖ (bienenzentrum@lk-ooe.at) kostenlos zzgl. Versand angefordert werden.
Das Bienenzentrum OÖ setzt sich für eine konstruktive Diskussion zwischen LandwirtInnen und ImkerInnen ein
Bio-Imkerei „LuftLand“ Familie Lanzer
Die Imkerei umfasst im Jahresdurchschnitt hundert Bienenvölker und befindet sich auf einem 2011 erworbenem, landwirtschaftlichen Betrieb. Die Betriebsführerin
Mag. Elisabeth Lanzer absolvierte die Imkerfacharbeiterprüfung an der Imkerschule
Warth/ Aichhof in Niederösterreich und den Lehrgang zur Bestäubungsimkerin bei der Vereinigung der Bestäubungsimker in Deutschland e.V.
Die Bienenvölker befinden sich auf fixen Standplätzen im Umkreis von etwa
15 Kilometer von der Hofstelle und in der Obersteiermark. Wanderungen zu Bestäubungszwecken und zur Ertragssteigerung werden ins Innviertel (Apfelblüte), Mühlviertel (Wald), in die Wachau (Marille und Akazie) sowie ins Hausruckviertel (Raps) getätigt.
Durch die Bienenwanderung steht ein breites Produktsortiment für die Kunden zur Verfügung. Dieses reicht von klassischem Waldhonig und Blüten- (Creme-)honig, feinem Lindenhonig bis zu ausgefallenen Honigen mit einem hohen Vergissmeinnicht-Anteil. Durch die Weiterverarbeitung der Bienenerzeugnisse stehen Met, Propolistropfen und Windlichter zum Verkauf. Ein wichtiger Betriebszweig stellt die Veräußerung von Jungvölkern im Frühjahr dar. Der Verkauf der Produkte erfolgt über den eigenen Onlineshop, über einen Selbstbedienungsraum ab Hof, über Hofläden und gelegentliche Marktfahrten.