Besuch bei EFSA in Parma

Im Rahmen der Pressereise Lebensmittelsicherheit.Imkerei.Landwirtschaft wurde auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in Parma besucht. Geleitet wird die Agentur von einem Verwaltungsrat, der geschäftsführende Direktor ist der Österreicher Dr. Bernhard Url. Gegründet wurde die Einrichtung 2002 im Zuge der BSE-Krise. (Verfasser: Hubert Köppl)
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Im Rahmen der Pressereise Lebensmittelsicherheit.Imkerei.Landwirtschaft wurde auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) in Parma besucht. © EFSA

Organisation und Aufgaben

Die Hauptaufgabe der EFSA ist es, die Lebensmittelsicherheit und Tiergesundheit in der EU zu verbessern und damit für ein hohes Maß an Verbraucherschutz zu sorgen. Sie ist die Referenzbehörde für die Risikobewertung auf wissenschaftlicher Basis und wird in ihren Entscheidungen von der Politik nicht beeinflusst. Die Aufträge zur Bewertung von Lebensmitteln aber auch Pflanzenschutzmitteln kommen von der europäischen Kommission, dem EU-Parlament oder den Mitgliedstaaten. Aktuell arbeiten rund 600 Personen, v.a. Wissenschaftler in Parma, die EFSA selbst hat keine Labore, Unterstützung erfahren sie durch Wissenschaftler in den nationalen Agenturen der einzelnen Mitgliedstaaten. Das jährliche Budget beträgt rund 150 Millionen Euro.

Europa ist in der Bewertung von Pflanzenschutzmitteln weltweit führend. Die Zulassung vieler Wirkstoffe wurden in den letzten Jahren nicht mehr verlängert.
Die vier Säulen der Arbeit sind Transparenz der Risikobewertung, Qualität und Verlässlichkeit der Studien, verbesserte Risikokommunikation sowie Nachhaltigkeit und Unternehmensführung. Nach Kritik an der Zulassungsverlängerung für den Wirkstoff Glyphosat wurden alle Bewertungsstudien veröffentlicht. Herangezogen für die Entscheidungen werden nur Studien, die den strengen Qualitätskriterien für die Akzeptanz als Bewertungsgrundlage entsprechen. Diese Studien sind relativ teuer und manche auch von Universitäten erstellten wissenschaftlichen Arbeiten erfüllen diese maßgeschneiderten Vorgaben nicht.
 
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Dr. Bernhard Url, EFSA © Bienenzentrum OÖ

Wirkstoff Glyphosat

Die EFSA bewertet auch den herbiziden Wirkstoff Glyphosat. Unterstütz wird sie durch die Behörden in Frankreich, den Niederlanden, Schweden und Ungarn. Der ursprünglich geplante Termin für die Entscheidung über die weitere Zulassung wurde von Dezember 2022 auf Juli 2023 verschoben. Es sind sehr große Mengen an Unterlagen zu beurteilen, im Rahmen des EU-Bürgerbeteiligungsverfahrens gab es auch sehr viele Eingaben. Ein erstes Ergebnis der Bewertung der vier Mitgliedsstaaten war, dass der Wirkstoff weiterhin als nicht krebserregend, nicht erbgutverändernd oder reproduktionstoxisch eingestuft wird. Das hat auch vor kurzem die ECHA (Europäische Chemikalienagentur) festgestellt. Die Studien zur Beurteilung der Gefährlichkeit für Bienen und andere Bestäuberinsekten sind noch nicht abgeschlossen.
 
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Dr. Domenica Auteri, EFSA © Bienenzentrum OÖ

Bienenschutz

Die EFSA beschäftigt sich auch mit der Bewertung der Gefährlichkeit von Pflanzenschutzmittel für Bienen und andere bestäubende Insekten. Frau Dr. Domenica Auteri erläutert, dass im Zuge der seit 2008 stattfindenden Diskussion um das Bienensterben 2013 ein erster Entwurf für ein sogenanntes „bee guidance document“ präsentiert wurde. Nach großen Widerständen der Antragsteller für Pflanzenschutzmittelwirkstoffe aber auch der Imker und Umweltorganisationen wurde es überarbeitet und Ende dieses Jahres wird es der Europäischen Kommission vorgelegt.

Ein großer Diskussionspunkt waren die Auswirkungen von neonicotinoiden Insektiziden auf bestäubende Insekten. Seit 2018 ist nur mehr ein Wirkstoff aus dieser Klasse in der EU für die Anwendung im Freiland zugelassen. Notfallzulassungen in einzelnen Mitgliedsstaaten zur Beizung von Zuckerrübensamen hat die EFSA überprüft und für gerechtfertigt angesehen.

Um bestäubende Insekten stärker zu schützen kooperiert die EFSA mit vielen wissenschaftlichen Institutionen zur Untersuchung der ökologischen Auswirkungen von Chemikalien, zur Risikobewertung, zu den Effektiven von Mehrfachbelastungen, zu den Auswirkungen unterschiedlicher Landschaften.
 
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Fragerunde im Besprechungssaal © Frei-Ollmann