Der Schwarzblaue Ölkäfer - das Insekt des Jahres 2020

Im letzten Jahr wurde die Rostrote Mauerbienen zum Insekt des Jahres gewählt. Auch im Jahr 2020 hat das Insekt des Jahres einen Bezug zu Bienen.
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Hummel-Kopf mit Triungulinus-Larven © Lorenz W. Gunczy

Außergewöhnliche Lebensweise

Die Weibchen des Schwarzblauen Ölkäfers können im Frühjahr enorm viele Eier produzieren. Innerhalb von ein bis zwei Wochen legt ein einziges Weibchen 15.000 - 40.000 Eier in geeignetem Boden ab.

Aus den Eiern schlüpfen im darauffolgenden Frühjahr die Larven, die Triungulinus-Larven genannt werden. Die Larven klettern dann zu Dutzenden auf die Spitzen der nächst gelegenen Gräser und Blüten.
Die frisch geschlüpften Larven sind gelb-orange gefärbt und können am Ende eines Grashalms, zu einer Kugel aggregiert von Bienen mit einer Blüte verwechselt werden. Genau auf das, haben die Ölkäferlarven gewartet und klettern blitzschnell auf jeden "Blütenbesucher" der diesem Irrtum unterliegt. Im besten Fall ist es eine solitär lebende Wildbiene, welche die Tringulinus-Larve ungewollt mit in ihr Nest trägt. Dort ernährt sich die Larve vom Ei der Wirtsbiene und dessen Pollen- und Nektarvorräten. Danach folgen mehrere Entwicklungsschritte die insgesamt noch ein weiteres Jahr dauern bis schließlich aus der Larve ein erwachsener Käfer wird.

 
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Solitäre Wildbiene (Andrena sp.) © Lorenz W. Gunczy

Ein Indikator für Bienenlebensräume

Durch den Rückgang von Wildbienen und deren Lebensräumen ist auch der Ölkäfer in seiner Existenz bedroht. Die Art kann nur dort ein stabiles Vorkommen etablieren wo eine ausreichend große Wildbienen-Populationen vorhanden ist.
Daher kann man sich über ein Vorkommen dieses Käfers auf seinem Grund freuen da er ein Indikator für gute Wildbienen-Lebensräume ist.
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Triungulinuslarve © Lorenz W. Gunczy

Der Ölkäfer und die Honigbiene

Ein Großteil der Käfer-Larven hat jedoch wenig Glück und findet keinen Transportwirt oder den Falschen.
Wird eine Triungulinus-Larve von einer Honigbiene mit in ihren Stock transportiert kann sie sich dort nicht entwickeln. Das Putz- und Verteidigungsverhalten der Honigbienen und die besondere Lebensweise führen zu einem absehbaren Ende der unfreiwillig eingetragenen Ölkäfer-Larven.
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Cantharidin-Tropfen am Hinterbein eines Ölkäfers © Lorenz W. Gunczy

Vielfältig verwendetes Ölkäfer-Gift

Der Ölkäfer hat seinen Namen von den öligen Sekreten die er bei Gefahr absondern kann. Dieses giftige Sekret namens Cantharidin wurde in früheren Zeiten als Arzneimittel verwendet. Doch auch für Hinrichtungen im Antiken Griechenland wurde, neben dem Schierlingsbecher, das Gift des Ölkäfers angewandt.
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Ein ausgewachsenes Ölkäfer-Weibchen © Lorenz W. Gunczy