Rückblick auf die KONFERENZ „ASIATISCHE HORNISSE – GEKOMMEN, UM ZU BLEIBEN?“ in Deutschland

Auswirkungen auf Imkerei, Wein- und Obstbau in Deutschland
Seit 2004, also seit rund zwei Jahrzehnten, breitet sich die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) in Europa aus. Die Ausbreitung begann in Frankreich mit einer Königin dieser Hornissenart, die unbemerkt von China auf Schiffswegen eingeschleppt wurde. In Deutschland wurde die Asiatische Hornisse erstmals 2014 gesichtet, und breitet sich seither in Teilen Deutschlands aus.

Am 3. und 4. September 2024 fand in Pforzheim bei Stuttgart die Konferenz „Asiatische Hornisse – Gekommen, um zu bleiben?“ statt. Der Fokus der Veranstaltung lag auf den Auswirkungen dieser invasiven Art für die Imkerei sowie den Wein- und Obstbau in Deutschland. Besonders hervorgehoben wurden die negativen Effekte auf Honigbienen, die von der Asiatischen Hornisse aktiv gejagt werden. Die zunehmende Ausbreitung der Asiatischen Hornisse in den betroffenen Regionen schwächt nicht nur die Bienenvölker, sondern beeinträchtigt auch ihre Bestäubungsleistung, was direkte Folgen für die Landwirtschaft hat, insbesondere für den Obst- und Weinanbau.
 
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Am zweiten Tag bekamen die österreichsichen Vertreter eine Einführung in die Arbeit von deutschen Kollegen. © Schmaranzer

Stimmungsbilder

Die Konferenz bot insbesondere den österreichischen Teilnehmenden die Möglichkeit, sich ein Bild von der Situation in Deutschland zu machen. In einigen deutschen Regionen gilt die Lage bereits als sehr angespannt. Die Stimmung unter den anwesenden Vertreter:innen aus Praxis, Behörden, Wissenschaft und Politik war unterschiedlich. Angesichts der angespannten Lage sprachen sich viele Teilnehmende für die Notwendigkeit einer Verschärfung der Bekämpfungsmaßnahmen sowie für die Notwendigkeit der finanziellen Zusicherung seitens der Behörden aus.
 
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Am zweiten Tag der Konferenz besichtigen Dr. Schorkopf und Ingrid Schmaranzer Locktöpfe mit Asiatischen Hornissen. © Schmaranzer

Umstufung Art. 16 nach Art. 19

In Deutschland wurde die Asiatische Hornisse bisher gemäß Artikel 16 als „unbeständig“ eingestuft, was bedeutet, dass sie sich in einer „frühen Invasionsphase“ befindet. Dies erfordert Maßnahmen zur Sofortbekämpfung und Überwachung, wie die Meldung von Sichtungen und die Tilgungspflicht, die eine vollständige Beseitigung der Nester vorschreibt. Aktuell wird gerade an der Umstufung von Artikel 16 nach Artikel 19 gearbeitet, was die Asiatische Hornisse als „weit verbreitet“ einstufen würde. Diese Änderung basiert auf Erkenntnissen, dass die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse in Deutschland nicht mehr effektiv verhindert werden kann, wie Tristan Fellner vom BMUV auf der Konferenz erläuterte. Statt Sofortmaßnahmen und Tilgungsverpflichtungen käme es zu einem Übergang in Managementmaßnahmen, die auf Abwägungen und Kosten-Nutzen-Analysen beruhen. Das Ziel ist nicht mehr die vollständige Ausrottung, sondern die Kontrolle und Minimierung negativer Effekte. Einige Teilnehmende äußerten die Befürchtung, dass diese Änderung zu einer Abschwächung der Bekämpfungsmaßnahmen führen könnte, da die bisherige Verbindlichkeit zur Beseitigung der Nester eingeschränkt würde. Diese Perspektive war insbesondere bei Imkerinnen und Imkern Anlass zur Sorge, da sie eine zusätzliche Bedrohung für die Honigbienen und damit die gesamte Imkerei sehen.
 
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Dr. Rein stellte am ersten Tag der Konferenz die Koordinationsstelle zur Asiatischen Hornisse an der Universität Hohenheim vor. © Frühwirth

Forschung und zukünftige Maßnahmen

Im Rahmen der Konferenz wurden auch verschiedene wissenschaftliche Projekte vorgestellt, die sich mit der Bekämpfung der Asiatischen Hornisse befassen. Insbesondere deutsche Bieneninstitute wie Hohenheim und Kirchhain präsentierten ihre geplanten und laufenden Projekte. Diese sollen dabei helfen, die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse besser zu verstehen und effektive Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Bewusstseinsbildung der Öffentlichkeit

Einigkeit bestand jedoch hinsichtlich der Notwendigkeit, die Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit in den betroffenen Regionen zu intensivieren. Da die Mehrheit der Nester und Sichtungen durch die Zivilbevölkerung gemeldet wird, wurde die Bevölkerung als wichtiger Multiplikator im Kampf gegen die Verbreitung der Asiatischen Hornisse hervorgehoben. Zudem wurde die Bedeutung einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren betont, darunter Ärzte, Naturschutzorganisationen, Forstwirtschaft, Tourismus, Feuerwehr, Rettungsdienste und Gemeinden.

Die Notwendigkeit einer verstärkten Schulung und Information der beteiligten Akteure (u.a. auch Kammerjäger, Baumkletterer, Imker sowie bereits genannte Akteure) wurde ebenfalls betont. Nur durch eine koordinierte Zusammenarbeit und den Austausch zwischen diesen relevanten Gruppen können geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um die weitere Ausbreitung der Asiatischen Hornisse einzudämmen und die negativen Auswirkungen auf die Imkerei, die Landwirtschaft und andere Bereiche zu begrenzen.

Fazit

Für das Bienenzentrum OÖ ist das wichtigste Ergebnis der Konferenz, dass die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und eine engere Zusammenarbeit aller relevanten Akteure – von Imkern über Behörden und Wissenschaft bis hin zu Einsatzkräften – von entscheidender Bedeutung sind, um die Verbreitung der Hornisse effektiv zu steuern. Nur durch koordinierte Maßnahmen und die aktive Einbeziehung der Bevölkerung als Meldende kann die weitere Ausbreitung eingedämmt und die negativen Auswirkungen auf die Imkerei und Landwirtschaft reduziert werden.