Was ist mir die Bestäubung meiner Kultur wert?

Bei unseren deutschen und südtiroler Nachbarn handelt es sich seit Jahren um gelebte Praxis. In Österreich sorgt diese Thematik nach wie vor für teilweise emotionale Diskussionen zwischen Imkerschaft und Landwirtschaft. Die Schwerpunktveranstaltung des Bienenzentrum OÖ “Jedem Apfel seine Biene“ gewährte diesbezüglich grenzüberschreitende Einblicke.
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Bestäubungsvölker in einer OÖ Apfelplantage © Bienenzentrum OÖ

Gezielter Einsatz von Honigbienen als Bestäuber

Im Freiland, unter Folien und im Glashaus setzen unsere Nachbarländer auf Honigbienen als verlässliche Bestäubungsinsekten. Neben Ertragssicherheit und Ertragsstabilität werden Form, Qualität, Haltbarkeit sowie gleichmäßige Fruchtausreifung bei unterschiedlichen Kulturen als Vorteil genannt.

Beim Sammeln von Pollen und Nektar zur Eigenernährung oder Brutaufzucht verbringt die Biene Pollen entweder innerhalb einer Blüte oder in ihrem Haarkleid von einer Blüte auf die Narbe einer anderen. Erst im Anschluss an diesen Bestäubungsvorgang erfolgt die Befruchtung, bei der männliche und weibliche Keimzellen verschmelzen. Nektar- und Pollengehalt variieren zwischen den verschiedenen Blüten teilweise so stark, dass davon die Attraktivität für die Honigbiene und die Imkerschaft abhängt.
 

Wirtschaftlicher Nutzen der Bestäubung

Der volkswirtschaftliche Nutzen setzt sich aus den Komponenten Bienenprodukte, Bestäubungsleistung Beschäftigungspotential, Gesundheitswert, Forschungswert und Markenwert zusammen.

Abgesehen davon lag laut Grünem Bericht im Jahr 2019 der wirtschaftliche Wert der Fremdbestäubung landwirtschaftlicher Kulturen in Österreich zwischen 172 und 367 Mio. €, im Durchschnitt bei rund 270 Mio. €. Das waren rund 9% des Wertes der gesamten pflanzlichen Produktion zu Herstellungspreisen in Österreich – ein beachtlicher Wert.
 

Bestäubungsentgelt – eine individuelle Vereinbarung

Die Bestäubungsleistung ist für die Imkerin bzw. den Imker mit einem beträchtlichen zeitlichen und wirtschaftlichen Mehraufwand verbunden, dessen Abgeltung individuell zu vereinbaren ist. A. Platzer, Fachberater für Imkerei der Autonomen Provinz Bozen – Südtirol, berichtete in seinem Vortrag über eine individuelle Preisvereinbarung ab EUR 18,- pro Volk und Bestäubungszeitraum im Intensivobstbau. Abhängig von der Kultur und der Bewirtschaftung (Freiland, Folientunnel, Glashaus) erfolgt eine Entlohnung in Deutschland laut F. Kemmeter, Vorsitzender der Vereinigung der Bestäubungsimker in Deutschland e.V. ab EUR 35,- pro Volk und Bestäubungseinsatz oder sogar pro Woche.

Einmal mehr geht es darum, sich über die einzelnen Bedürfnisse und Herausforderungen verschiedener landwirtschaftlicher Erwerbszweige, aber auch über einen möglichen gemeinsamen Mehrwert, auszutauschen.